Der Eisvogel Vogel des Jahres 2009
Der Eisvogel besiedelt weite Teile Europas, Asiens sowie das westliche Nordafrika. Isolierte Populationen finden sich im östlichen Indonesien und in Melanesien. Zu den nicht von Eisvögeln besiedelten Regionen zählen Island, Nordschottland, Nordskandinavien und Sibirien. In Hochgebirgsregionen und Wüsten kommt diese Vogelart ebenfalls nicht vor, da Eisvögel während des ganzen Jahres offenes Süßwasser benötigen. In West- und Mitteleuropa ist der Eisvogel mit wenigen Ausnahmen ein Standvogel. In den osteuropäischen und zentralasiatischen Populationen steigt der Anteil von Zugvögeln dagegen, je weiter östlich das Verbreitungsgebiet liegt. Zugrouten und Überwinterungsplätze sind jedoch noch nicht hinreichend erforscht.
Der Eisvogel lebt an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Diese sollten von einem ausreichenden Angebot an Sitzwarten und möglichst auch von Gehölzen gesäumt sein. Es werden Flüsse, Bäche, Seen und auch vom Menschen geschaffene Gewässer wie Altwässer, Tümpel, Gräben, Kanäle, Teichanlagen, Talsperren und Abgrabungen genutzt. Außerhalb der Brutzeit kann er sich sogar am Meer aufhalten. Als Brutplätze dienen Steilufer oder große Wurzelteller umgestürzter Bäume mit dicker Erdschicht. Auch vom Menschen geschaffene Hohlwege und Gruben werden genutzt.
Der Eisvogel ernährt sich von Fischen, Wasserinsekten und deren Larven, Kleinkrebsen und Kaulquappen. Er kann Fische bis neun Zentimeter Länge mit einer maximalen Rückenhöhe von zwei Zentimetern verschlingen. Bei langgestreckten, dünnen Arten verschiebt sich die Höchstgrenze auf zwölf Zentimeter Körperlänge.
Die Jagdmethode des Eisvogels ist das Stoßtauchen. Von einer passenden Sitzwarte im oder nahe am Wasser wird der Stoß angesetzt. Wenn er eine mögliche Beute entdeckt, stürzt er sich schräg nach unten kopfüber ins Wasser und beschleunigt dabei meist mit kurzen Flügelschlägen. Die Augen bleiben beim Eintauchen offen und werden durch das Vorziehen der Nickhaut geschützt. Ist die Wasseroberfläche erreicht, wird der Körper gestreckt und die Flügel eng angelegt oder nach oben ausgestreckt. Bereits kurz vor dem Ergreifen der Beute wird mit ausgebreiteten Flügeln und Beinen gebremst. Zur Wasseroberfläche steigt er zuerst mit dem Nacken, wobei er den Kopf an die Brust gepresst hält. Schließlich wird der Schnabel mit einem Ruck aus dem Wasser gerissen und der Vogel startet entweder sofort oder nach einer kurzen Ruhepause zum Rückflug auf die Sitzwarte.Im Allgemeinen dauert ein Versuch nicht mehr als zwei bis drei Sekunden. Der Eisvogel kann aber auch aus einem kurzen Rüttelflug tauchen, wenn ein geeigneter Ansitz fehlt. Nicht jeder Tauchgang ist erfolgreich, er stößt oft daneben. Der Eisvogel benötigt zur Bearbeitung der Beute in der Regel einen dicken Ast oder eine andere, möglichst wenig schwingende Unterlage. Kleinere Beute wird mit kräftigem Schnabeldrücken oft sofort verschluckt. Größere Fische werden auf den Ast zurückgebracht, dort tot geschüttelt oder auf den Ast geschlagen, im Schnabel "gewendet" und mit dem Kopf voran verschluckt; anderenfalls könnten sich im Schlund die Schuppen des Fisches sträuben. Der Eisvogel schluckt seine Beute in einem Stück. Unverdauliches wie Fischknochen oder Insektenreste werden etwa ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit als Gewölle herausgewürgt.
Bestandsentwicklung
Die Populationen des Eisvogels in Europa machen weniger als die Hälfte des weltweiten Bestandes aus. Nach Angaben der IUCN ist diese mit weniger als 160.000 Paaren relativ klein und nahm zwischen 1970 und 1990 mäßig ab. Obwohl die Art zwischen 1990 und 2000 grundsätzlich weitgehend stabil war und stabilen, fluktuierenden oder steigenden Trends in großen Teilen Europas unterliegt, gilt die Population als noch nicht erholt, da sie die Stufe vor dem Schwinden noch nicht erreicht hat. Konsequenterweise wird sie vorläufig in Europa als dezimiert und im gesamten Verbreitungsgebiet als wenig bedroht geführt.
Der Eisvogel ist gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BNatSchG eine in Deutschland streng geschützte Art. Der Eisvogel war 2009 zum zweiten Mal nach 1973 Vogel des Jahres in Deutschland und war 2006 Vogel des Jahres in der Schweiz.
Gefährdung und Schutz
Die Größe des Brutbestands wird wesentlich von der Winterstrenge bestimmt. Harte Winter mit länger andauernden Kälteeinbrüchen können regional zu drastischen Bestandseinbrüchen (bis zu 90 Prozent) führen, da die meisten Fischgewässer zufrieren und an eisfreien Gewässern Eisperlen zum Verlust der Flugfähigkeit oder zum Anfrieren auf dem Ansitz führen können. Durch die hohe Fortpflanzungsrate des Eisvogels können diese Verluste innerhalb weniger Jahre wieder ausgeglichen werden.
Früher wurde der Eisvogel von Binnenfischern stark bejagt. Im 19. Jahrhundert etwa galten die Federn als begehrter Schmuck für Damenhüte. Auch zur Herstellung von künstlichen Fliegen für Angler wurden tausende Vögel getötet. Heute ist er durch die Vernichtung seines Lebensraums bedrängt, da fast alle europäischen Flüsse und auch Bäche in der Vergangenheit ausgebaut oder reguliert, die Tümpel zugeschüttet und die Feuchtgebiete trocken gelegt wurden. Durch diese Maßnahmen hat sich das Nahrungsangebot sowie die Zahl der Ansitze und ruhigen Buchten verringert. Zudem verhindern abgeschrägte, befestige Böschungen die Entstehung von Uferabbrüchen. Vereinzelte Renaturierung hat daran nichts Wesentliches geändert. Auch verschmutztes und saures Wasser entzieht dem Eisvogel die Nahrungsgrundlage. Die zur Beseitigung des Brutplatzmangels vom Menschen geschaffenen künstlichen Steilwände, teilweise auch mit künstlichen Bruthöhlen, wurden erfolgreich angenommen. Der Erhalt naturnaher, von künstlichen Eingriffen unabhängiger Fluss- und Bachlandschaften stellt das wichtigste Kriterium für den Schutz des Eisvogels dar, so dass er bei Naturschutzorganisationen als Flaggschiffart für die weniger bekannten Arten dieses Lebensraums steht.
Das Logo des Naturschutzverbandes Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. zeigt ein Exemplar mit ausgebreiteten Schwingen.
Die "Flussjuwelen 2009"
Gewässer-Projekte zweier NABU-Gruppen überzeugen NABU-Jury
Im Jahr des Eisvogels ist der Name "Flussjuwel" schon öfter gefallen. Nicht nur der schillernde Vogel des Jahres selbst gleicht in seinen Farben einem Juwel, auch unter den Projekten zahlreicher NABU-Aktiver finden sich wahre Juwele. Der NABU hat seine Gruppen aufgefordert, Projekte, von denen der Eisvogel direkt oder indirekt profitiert, zu melden. Aufgrund seiner schillernden Farben wird der Eisvogel auch gern als "Flussjuwel" bezeichnet.
Für das beste Renaturierungsprojekt qualifizierte sich die NABU-Gruppe Gärtringen/Nufringen/Rohrau aus Baden-Württemberg. Sie bekommt einen Preis von 1.000 Euro. Die Gruppe renaturierte einen Graben und restaurierte einen Eisweiher. Jetzt brütet dort erfolgreich ein Eisvogelpärchen. Die Thüringer NABU-Gruppe Obereichsfeld erhält 1.000 Euro für das beste Eisvogelprojekt. Viel Schweiß und Einsatz kostete es die ehrenamtlichen Helfer, eine 30 Meter lange Wand für den Eisvogel zu bauen. Anfang 2009 startete der NABU die Aktion Flussjuwel 2009. Alle NABU-Gruppen waren aufgerufen, ihre Gewässer-Projekte rund um den Eisvogel beim NABU zu melden. Unter allen Aktionen sollte die Gruppe mit dem besten Projekt 1.000 Euro bekommen. Eine Jury aus NABU-Experten hatte unter den eingesendeten Bewerbungsformularen, Beschreibungen und Fotos die Qual der Wahl. Schließlich entschied sie sich dafür das beste Eisvogelprojekt und das beste Renaturierungsprojekt zu prämieren.