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Der Fischreiher (Ardea cinerea)



Familie: Reiher (Ardeidae)

Merkmale:
Groß und grau; Hals weiß, Schnabel gelb; vom Purpurreiher durch das Fehlen von Rot, vom Schwarzhalsreiher durch weißen Scheitel und Hals unterschieden; unausgefärbte Fischreiher haben eine dunkel gestreifte Unterseite; verschiedene krächzende Laute am Brutplatz.

Wissenswertes:
Fischreiher (auch Graureiher genannt) werden 90 - 100 cm lang. Reiher haben im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln keine Bürzeldrüse, die Fett abgibt. Sie reiben sich stattdessen mit dem Puder ihrer "Puderdunen" ein. Puderdunen sind Federn, deren Spitzen allmählich zu feinem Puder zerfallen. So bleibt ihr Gefieder wasserabstoßend. Wie die meisten Reiher ist der Fischreiher ein "Lauerjäger": Er pirscht seine Beute vorsichtig an oder belauert sie auf dem "Anstand". Der Hals ist S-förmig zurückgebogen. So kann er blitzschnell nach vorn geschleudert werden, um ein Beutetier zu packen. Seine Beute besteht aus kleineren Fischen, Fröschen, Molchen, Schlangen, Wasserinsekten. Auch plündert er die Nester der Wasservögel. Er ist tag- und nachtaktiv, sehr mißtrauisch und vorsichtig.
Sein Horst steht in hohen Bäumen, die vom Kot wie gekalkt erscheinen. Er brütet gern in Kolonien, sitzt 25 - 26 Tage auf seinen 3 - 6 grünen Eiern und füttert die gierigen Jungen volle acht Wochen lang.

Geschichten:
Im Volkspark Friedrichshain in Berlin lebt ein Fischreiher, dem es offensichtlich dort so gut gefällt, dass er selbst bei Frost auf einer Trauerweide "sitzt" und darauf wartet, dass das Eis auf den Teichen schmelzen möge. Eine Besucherin des Volksparkes hat erzählt, dass dieser Reiher von der Pfaueninsel in Brandenburg als Jungtier vom Vater herübergeflogen worden sei, weil die Reiherfamilie von der Brut nur ein männliches Tier dulden würde. Für das zweite männliche Tier musste ein neues Zuhause gesucht werden. Und der Vater habe sich als neues Zuhause für seinen Sprößling den Volkspark Friedrichshain ausgesucht.
Ich denke, damit hat er vielen Besuchern des Volksparkes eine Freude gemacht.
Die Gold- und anderen Fische im Teich müssen allerdings täglich mit seinem blitzschnellem Zuschlagen rechnen. Ein Jungtier soll mindestens fünf Goldfische pro Tag verzehren müssen.

Aussehen
Der Graureiher erreicht eine Körperlänge von 90 bis 98 Zentimeter und wiegt zwischen 1.020 und 2073 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt zwischen 175 und 195 Zentimeter. Ein auffälliger Geschlechtsdimorphismus besteht nicht. Die Männchen sind im Durchschnitt allerdings etwas größer. Er gleicht mit diesem Aussehen sehr dem nordamerikanischem Kanadareiher, der dort eine ähnliche ökologische Nische wie der europäische Graureiher besetzt.
Das Gefieder des Graureihers ist auf Stirn und Oberkopf weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat schwarze Augenstreifen sowie drei lange schwarze Schopffedern, die einen Federbusch bilden, eine dreifache schwarze Fleckenreihe am Vorderhals sowie schwarze Schwingen. Der lange Schnabel ist gelblich und geht auf dem Schnabelfirst ins bräunlich über. Die Wachshaut ist gelb und wird Richtung Auge grünlich. Einzelne Individuen können von diesem Graureiher-typischen Gefieder jedoch deutlich abweichen und ein anderes Verteilungsmuster aufweisen. Die drei langen Vorderzehen sind am Stelzenbein weit auseinander gespreizt und verhindern das Einsinken in den weichen Untergrund. Der Schnabeltyp ist der Pinzettenschnabel.
Der Graureiher besitzt nur eine sehr verkümmerte Bürzeldrüse, weshalb er Puderfedern an seiner Brust und in den Leisten besitzt, an denen er gelegentlich seinen Kopf reibt und sie damit zerbröselt. Diese sind sehr fetthaltig, weshalb er das entstandene Pulver über seinen Körper verteilt um sich vor Nässe zu schützen. Die Puderdunen wachsen ständig nach und fallen auch nicht während der Mauser aus.
Der Abflug wird oft mit einigen Sprüngen eingeleitet. Graureiher fliegen mit langsamen Flügelschlägen und bis auf die Schultern zurückgezogenem Kopf und einem s-förmig gekrümmtem Hals. Nur während des Abflugs und bei der Landung ist der Hals vorgestreckt. Während des Fluges ist regelmäßig ein lautes, raues chräik zu hören. Beim schnellen Gehen ist eine balanciende Halsbewegung zu beobachten. Während der Nahrungssuche schreiten sie in der Regel langsam mit vorgestrecktem Hals.

Verbreitung
Der Graureiher ist in den milderen und südlichen Regionen Europas und Asiens zu finden, außerdem im gesamten südlichen Afrika mit Ausnahme der südlichen Küstennamib. Er fehlt innerhalb diesen großen Verbreitungsgebietes lediglich in den Tundren, Wüsten, Steppen und Hochgebirgen. In Mitteleuropa ist er ein sehr häufiger Brutvogel. Die höchsten Bestandsdichten werden in wasserreichen Tieflandgebieten erreicht. In der Schweiz finden sich die höchsten Brutplätze in Höhenlagen von 900 bis 1.230 Meter, in Deutschland kommt er in Höhenlagen zwischen 800 und 1060 Meter vor.
Je nach Verbreitungsgebiet ist der Graureiher ein Kurzstreckenzieher, Teilzieher oder Standvogel. Die britischen und irischen Brutvögel sind größtenteils Standvögel, für einzelne Vögel ist aber auch eine Überwinterung in Israel beziehungsweise dem Senegal nachgewiesen worden. Die übrigen europäischen Graureiher ziehen im Winterhalbjahr gewöhnlich in süd-südwestlicher Richtung. Ab Polen dominiert eine süd-südöstliche Zugrichtung. Allerdings werden nur die Brutgebiete im Norden Europas sowie die in Höhenlagen vollständig von Graureihern verlassen. Zu den längsten bisher nachgewiesenen Zugstrecken gehört der Zug eines schwedischen Graureihers, der in Sierra Leone wiedergefunden wurde und damit eine Zugstrecke von 5.865 Kilometer zurücklegte. Der Zug in die Überwinterungsquartiere setzt im September ein und sie kehren zu Ende Februar bis Anfang März wieder zurück. Jungvögel zeigen eine nachbrutzeitliche Streuungswanderung ab September. Sie ziehen in alle Richtungen, wobei eine südwestliche Zugrichtung leicht dominiert. Die Strecken, die sie zurücklegen können mehrere 100 Kilometer betragen.

Lebensraum
Graureiher sind Lebensraumgeneralisten, die gleichermaßen an Süßgewässern im Landesinneren, an Flussmündungen sowie in Küstenregionen zu Hause sind. Ihre Ansprüche an ihren Lebensraum sind relativ gering. Sie benötigen eine Nähe zu Gewässern mit Flachwasserzonen, verhältnismäßig große Beute und vier bis fünf Monate, in denen die Gewässer nicht zufrieren. Entsprechend findet man sie an Seeufern, Flüssen, Überschwemmungszonen, Schilfgürtel, Sümpfen, Teichen, Stränden, Mangroven und Salzmarschen. Weideflächen, die sich in einiger Entfernung vom nächsten Gewässer befinden, werden gleichfalls genutzt. Solche Habitate findet der Reiher in der Regel im Flachland. Er zeigt aber auch eine für Reiher ungewöhnliche Höhenverbreitung. So kommt er in Armenien bis in Höhenlagen von 2.000 Meter über NN vor und im Nordwesten Indiens findet man ihn noch in Höhenlagen von 4.000 Metern. Er nutzt sehr häufig Gewässer, die vom Menschen geschaffen wurden. Dazu zählen Staugewässer, Reisfelder und Fischteiche. Als Ruhe- und Nistbäume nutzt er hohe Bäume, die möglichst weitgehend frei von Störungen sind.
In jüngster Zeit dringt er immer mehr in städtische Gebiete vor, wo er sogar oft in den Innenstädten beobachtet werden kann. Er bildet auch gemeinsame Gruppen mit Seidenreihern, wie zum Beispiel in der Poebene in Norditalien.

Bestandsentwicklung in Mitteleuropa
Einige der großen mitteleuropäischen Brutkolonien des Graureihers zeigten schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Bestandrückgänge. Der Bestand ging bis 1940 kontinuierlich zurück, wenn auch einige Länder wie die Schweiz ihn bereits frühzeitig unter Schutz stellten. Die kriegsbedingte Einstellung der Jagd führte in der ersten Hälfte der 1940er Jahren zu einer kurzfristigen Bestandserholung. Danach gingen bis zum Ende der 1960er Jahre die Populationen drastisch zurück. Viele Kolonien wurden aufgegeben und gleichzeitig war eine Verkleinerung des Verbreitungsareals zu beobachten. Erst durch die Einschränkung beziehungsweise dem Verbot der Verfolgung kam es ab den 1970er Jahren zu einer Bestandszunahme. Unterstützt durch günstige Klimaverhältnisse nimmt der Bestand bis heute gebietsweise zu, was zu einer Arealausweitung und Gründung neuer Kolonien geführt hat. Unterbrochen wird die Zunahme nur durch Kältewinter. Mittlerweile zeigt sich in einigen Gebieten, dass die Kapazitätsgrenze erreicht ist.

Bejagung und Schadensabwehr
Der Graureiher ist Wild im Sinne des Bundesjagdgesetzes. Eine Jagdzeit ist aber nur in Bayern festgesetzt (16. September – 31. Oktober), die Jagd darf lt. Verordnung über die Aufhebung der Schonzeit für Graureiher vom 25. Juli 1983 (umgangssprachlich: Graureiherverordnung) in einen Umkreis von 200 Meter um geschlossene Gewässer (im Sinn des Art. 2 Abs. 1 Nrn. 1 und 2 des Fischereigesetzes) ausgeübt werden. In den anderen Bundesländern ist der Graureiher ganzjährig geschont, das heißt für einen Abschuss ist eine Einzelerlaubnis der Unteren Jagdbehörde erforderlich.
An kleineren Teichen hat sich aber die Überspannung mit Netzen bewährt. An größeren Teichen können Graureiher mit am unmittelbaren Uferrand gespannten Drähten abgehalten werden (verhindert das Schreiten vom Ufer ins Gewässer).
Vogelscheuchen werden meist schnell als harmlos erkannt und bieten daher nur kurzzeitigen Schutz. An natürlichen Gewässern sind meist keine erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden zu beobachten, da der Reiher nur im Flachwasser seine Nahrung sucht und dort meist nur wirtschaftlich unbedeutende Fischarten erbeutet.

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