Sportfischerverein Kemmern e.V.

   Am 28.12.24 von 14.00 bis 16.00 Uhr und am 29.12.24 von 10.00 bis 12.00 Uhr findet die Jahreskartenausgabe für 2025 an der Fischerhütte statt. Bei Hochwasser im Sportheim des SCK. Jahreskartenausgabe nur gegen Vorlage des gültigen Fischereischeins und Fangbuch.   

Sportfischerverein Kemmern e.V.

Bachneunauge
(Lampetra planeri)

Bachneunauge, lampetra planeri

© Bild: Julien Renoult, Lizens: CC BY 4.0, via Wikimedia Commons, Bild bearbeitet



Familie : Petromyzontidae
In Oberfranken erreichen Bachneunaugen eine Länge von 15 - 17 cm
Laichzeit: März - Juni
Schonzeit: ganzjährig

Kennzeichen

Das Bachneunauge hat einen schlangenförmigen, schuppenlosen, zirka 7 Millimeter dicken Körper. Der Name Bachneunauge leitet sich ab von der Anzahl der Körperöffnungen im Kopfbereich. Warum nicht adulte Tiere haben auf jeder Kopfseite 7 Kiemenöffnungen, dazu eine Nasenöffnung und ein Auge. Der Rücken ist dunkelbraun bis sandfarbig gefärbt. Die Seiten sind helle.es fehlen die Paarigen Flossen; beide Rückenflossen sind mit der Schwanzflosse unter Afterflosse zu einem Flossensaum verwachsen. Jugendliche Tiere (auch Querter genannt) Haben noch keine Augen; Diese entwickeln sich erst bei erwachsenen, geschlechtsreifen Tieren. Bei den erwachsenen Tieren ist das Maul zu einer Saugscheibe umgewandelt. geschlechtsreife Tiere nehmen keine Nahrung mehr zu sich und die Verdauungsorgane bilden sich zurück. Bei erwachsenen Männchen ist ein penisartiger Fortsatz vor der Afterflosse erkennbar.

Lebensraum und Lebensweise

Die Jugendlichen Bachneunaugen leben stationär eingegraben in Sandbänken oder in verrotteten Laubhaufen, vorwiegend in Oberläufen von Fließgewässern. die erwachsenen Tiere verbringen, nachdem sie sich im Sommer zu geschlechtsreifen Tieren umgewandelt haben, eine Vegetationsperiode in geschützten Bereichen zwischen Steinen und Wurzelgeflecht und auch Sandbänken.

Nahrung

Nur die Jugendlichen Bachneuenaugen (Querder) nehmen Nahrung auf; sie filtrieren Algen, tierische Kleinstorganismen aber auch abgestorbene organische Substanzen (Detritus) aus dem Wasser. Erwachsene Bachneunauge leben ausschließlich von den Fettresten, die sie sich im Larvenstadium angefressen haben.

Fortpflanzung

Nach der Larvenphase, die zirka 3-5 Jahre dauert, führen die geschlechtsreifen Bachneunaugen im Frühjahr von Mai bis Juni begrenzte Wanderungen zu kiesigen Stellen in den Gewässern durch. Dabei werden auch unscheinbare Gräben in den Fluss- und Bachauen als Laichhabitat angenommen, soweit ein Anstieg dorthin möglich ist. Entscheidend für den Beginn des Abgleichens ist ein kräftiger Anstieg der Wassertemperaturen. Die Bachneunaugen bilden Laichgruppen, laichen aber dennoch paarweise in vorher ausgehobenen Laichgruben ab. Die Laichgruppen werden durch Schwimmbewegungen von Schlamm gesäubert, aber auch durch das aktive Wegtragen von Kieselsteinen mit der Saugscheibe ausgehoben. Ein Weibchen legt bis zu 1500 Eier. Nach dem Laichen sterben die Elterntiere ab.

Sonstiges

Das Bachneunauge: Ein faszinierendes Lebewesen mit einem ungewöhnlichen Lebenszyklus

Das Bachneunauge (Lampetra planeri) ist eine Art der Neunaugen, die zu den Rundmäulern gehören. Diese Tiergruppe ist sehr alt und hat sich schon vor etwa 500 Millionen Jahren von den anderen Wirbeltieren abgespalten. Das Bachneunauge ist eine von wenigen Neunaugenarten, die nicht als Wanderfische leben, sondern ihr ganzes Leben im Süßwasser verbringen.

Das Bachneunauge hat einen langen, schuppenlosen Körper, der an einen Aal erinnert. Es hat keine Kiefer, sondern ein rundes Saugmaul mit Zähnen, mit dem es sich an Steinen oder Pflanzen festhalten kann. Es hat auch keine paarigen Flossen, sondern nur eine durchgehende Rückenflosse, die mit der Schwanz- und Afterflosse verbunden ist. Die Farbe des Bachneunauges ist dunkelblau bis grün auf der Oberseite und gelblich weiß bis silbrig auf der Unterseite. Der Name Neunauge kommt von den neun Öffnungen auf jeder Kopfseite: eine Nasenöffnung, ein Auge und sieben Kiemenöffnungen.

Das Bachneunauge lebt in klaren Bächen und kleinen Flüssen mit kiesigem oder sandigem Grund. Es bevorzugt Gewässer mit guter bis sehr guter Wasserqualität und ist daher ein Indikator für intakte Ökosysteme. Das Bachneunauge ernährt sich nicht von anderen Fischen, wie einige seiner Verwandten, sondern lebt vom Filtrieren von Schwebstoffen aus dem Wasser.

Der Lebenszyklus des Bachneunauges ist sehr ungewöhnlich und besteht aus mehreren Phasen. Nach der Paarung im Frühjahr legt das Weibchen bis zu 1000 Eier in eine selbstgebaute Grube im Kiesbett ab. Die Eier werden vom Männchen befruchtet und beide Elterntiere sterben kurz danach. Die Eier schlüpfen nach wenigen Tagen und die Larven, die Querder genannt werden, graben sich in den weichen Boden ein. Die Querder haben noch keine Augen oder Zähne und sehen ganz anders aus als die erwachsenen Tiere. Sie ernähren sich von Detritus und Kleinstlebewesen, die sie aus dem Wasser filtern.

Die Querder bleiben drei bis fünf Jahre im Larvenstadium und wachsen dabei auf etwa 10 bis 20 Zentimeter Länge heran. Im Spätsommer des letzten Jahres beginnt die Metamorphose zum erwachsenen Tier. Dabei bilden sich die Augen, die Zähne und die Geschlechtsorgane aus, während die Verdauungsorgane zurückgebildet werden. Die Metamorphose ist im nächsten Frühjahr abgeschlossen und das Bachneunauge ist nun geschlechtsreif und bereit zur Fortpflanzung.

Das Bachneunauge ist eine faszinierende Tierart, die uns einen Einblick in die Evolution der Wirbeltiere gibt. Es ist auch ein wichtiger Bestandteil des Gewässerlebens und trägt zur biologischen Vielfalt bei. Leider ist das Bachneunauge durch Gewässerverschmutzung, Gewässerausbau und Querverbauungen bedroht. Es braucht daher unseren Schutz und unsere Wertschätzung.

Gefährdungsstatus

Bachneunaugen sind in Oberfranken gefährdet. Sie sind in der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU in Anhang II aufgeführt;
das heißt, sie und auch ihre Lebensbereiche unterliegen einem besonderen Schutz.

Derzeitiges Vorkommen in Oberfranken

Ailsbach; Aufseß Dobrachbach; Eger (Altbett); Fichtenohe/Pegnitz; Föritz; Friesenbach; Froschbach bei Bad Steben; Großer Koser; Kainach; Kleine Koser; Kösseine; Lauter bei Coburg; Lauter bei Bad Staffelstein; Leinleiter; Lübnitz; Mähringsbach; Mittelebrach bei Burgwindheim; Nordhalbener Ködel; Ölschnitz bei Gefrees; Ölschnitz bei Neunkirchen am Main; Perlenbach; Püttlach; Pulschnitz; Rodach (Kronach); Röslau; Roter Main und einmündende Nebenbäche; Sächsische Saale; Selbitz; Steinach (Kulmbach); Steinselb; Südliche regnitz; Tettau; Thiemitz; Trubach;Trubbach; Truppach; Tschirner Ködel; Warme Steinach; Steinselb; Weihergraben bei Tremersdorf; Weismain; Weißer Main; Wendener Bach bei Marktleuthen; Wiesent; Wilde Rodach; Zinnbach.
Im Frankenwald und in der Fränkischen Schweiz leben Bachneunaugen sicherlich auch in weiteren nicht genannten Nebenbächen.

Quellenangabe

Copyright

©Text: Aus "Fischartenatlas Oberfranken - Eine Beschreibung aller in Oberfranken vorkommenden Fisch-, Krebs- und Muschelarten mit Darstellung ihrer Verbreitungsgebiete sowie der Gefährdungsursachen"
Herausgeber: Dr. R. Klupp, Bezirk Oberfranken, 2. überarbeitete Auflage, Bayreuth 2010.


© Bild: Julien Renoult, Lizens: CC BY 4.0, via Wikimedia Commons, Bild bearbeitet


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